Regionalgruppen-Treffen der RLS-StipendiatInnen RLP-SAAR

Thema: Wie kam die westdeutsche Linke in den 60er und 70er Jahren zu ihrer Israelposition?

Studienwerk RLS Regionalgruppentreffen Rheinland-Pfalz und Saarland

Wie kam die westdeutsche Linke in den 60er und 70er Jahren zu ihrer Israelposition?

Referent: Wolfgang Johann, Stipendiat der RLS

»Relevantes Datum für die Positionsbestimmung der Linken ist das Jahr 1967: Der 6-Tage-Krieg läutet eine Kehrtwende in der Betrachtung Israels in der deutschen Linken ein, deren Nachwirkungen bis heute anhält. Drei Punkte möchte ich dazu ausführen und erläutern: 1. Machte sich die Linke in ihrer Positionsbestimmung abhängig von der Meinung der Rechten; 2. war für die
Israelposition innenpolitische Konfliktstellungen mit ausschlaggebend und 3. wurde mit der Israelpositionierung die Frontstellung gegenüber Juden in Deutschland (und allgemein) begründet und antisemitisch konnotierte Anschläge auf Juden gerechtfertigt. Diese drei Punkte waren entscheidend für die politische Positionsbestimmung der Linken in Bezug auf Israel und sind im Laufe der 70er Jahre zu Dogmen geronnen, die eine inhaltliche und differenzierte Auseinandersetzung - die seit 1967 immer wieder von Teilen der Linken angemahnt wurde - verhinderte. Vor allem der Fehlschluss, als Linke wäre man immun gegen Antisemitismus, führten in der tragischen Konsequenz zu Aktionen wie die Selektion von Juden bei der Flugzeugenführung in Entebbe. Erstmals nach 1945 vollzog ein Deutscher, der Gründer der Revolutionären Zellen Wilfried Böse, wieder eine Selektion zwischen Juden und Nichtjuden. Dieses Ereignis 1976 wurde auch zu einem Fanal innerhalb der Linken, die erstmals eine breite innerlinke Debatte in Gang setzte, in deren Folge sich die RZ in den Neunziger Jahren kritisch mit ihrer Geschichte auseinandersetzte.« (Wolfgang Johann)